13.07.2010 | Frederik Ramm
Wir sind zurück von der State of the Map 2010, der internationalen OpenStreetMap-Konferenz, die dieses Jahr in Girona in Spanien stattfand.
Insgesamt lässt sich beobachten, dass das Interesse von Unternehmen an der Konferenz wächst; es wurden dieses Mal grob doppelt so viel Sponsorengelder eingesammelt wie letztes Mal (verbunden allerdings auch mit grob doppelt so hohen Kosten für die Konferenz), und viele “beruflich” OSM-Interessierte waren auch das ganze Wochenende da.
Dennoch schien ein großer Teil der Anwesenden eher technisch interessiert – kaum jemand im Publikum, der sich nicht schon einmal wenigstens in irgendeinen Aspekt von OSM tiefer eingearbeitet oder sogar Software geschrieben hatte. So war dann auch das Vortragsprogramm fast weniger spannend als die zahlreichen Gespräche mit Bastlern aus der ganzen Welt, die in den (spanientypisch sehr ausgedehnten) Kaffee- und Mittagspausen oder auch im Foyer vor den Vortagssälen geführt wurden.
Auf besonderes Interesse stiessen am “Business Day”, dem Freitag, die Ankündigungen von Microsoft (bing maps soll bald einen wählbaren OSM-Layer bekommen) und Aol (Mapquest will vollständig auf OSM umstellen, für Karten und Routing, und im kommenden Jahr eine Million US-Dollar bereitstellen, um das Projekt vorallem in den USA voranzubringen).
Von der Geofabrik gab es einen Vortrag über Geschwindigkeitsoptimierung bei osm2pgsql/Mapnik-basiertem Tile-Rendering (Folien hier) sowie Kurzvorstellungen der Tirex-Software und der zum Wochenende von Dennis Luxen am KIT (Karlsruher Institut für Technologie, ehemals Universität Karlsruhe) veröffentlichten schnellen Routing-Engine für OSM-Daten (Demo-Seite bei der Geofabrik, Ankündigung auf der Mailingliste.)
Als Mitglied der “Data Working Group” bei OpenStreetMap stellte Frederik ausserdem kurz die Arbeit in diesem Gremium vor, das sich mit der Bekämpfung von Vandalismus und Urheberrechtsverletzungen bei OpenStreetMap beschäftigt.
Am Freitag abend gewann die Geofabrik überraschend einen kleinen Preis für den “Best Elevator Pitch” – fünf kleinere OSM-Firmen waren aufgefordert, in einer Minute ihr Geschäftsmodell zu umreißen und zu erklären, was man macht, wer die Kunden sind, was man diesen Kunden bietet und warum sie zu einem kommen sollen. Frederik sagte für die Geofabrik in etwa folgendes:
“Unser Geschäftsmodell ist einfach, altmodisch, und langweilig: Sie zahlen uns Geld, und dafür arbeiten wir für Sie. Wir verkaufen unseren Kunden keine Software oder Leistungen, die sie nicht auch selber mit freier Software und anhand von Wiki-Anleitungen hinbekommen – wir verkaufen einfach Zeitersparnis. Die Kunden beauftragen uns, wenn sie ein Problem lieber von erfahrenen Experten lösen lassen möchten, anstatt selbst ein mehrfaches der Zeit zu investieren. Wir verwenden die Hälfte unserer Zeit darauf, mit der und für die OSM-Community zu arbeiten – dadurch weiss die Community auch, was wir können, und schickt potentielle Kunden in unsere Richtung.”
Das Publikum fand diese Beschreibung erfrischend einfach, und die Geofabrik gewann mit Abstand (“by a country mile”, wie Steven Feldman, Moderator des Wettbewerbs, sagte).
Den Abschluss der Veranstaltung bildete am Sonntag wieder, wie letztes Jahr in Amsterdam, eine langwierige Versteigerung sämtlicher übriggebliebenen Veranstaltungsgegenstände – Poster, Banner, Taschen, sogar einige Hardware und Weinflaschen wurden an den Mann oder an die Frau gebracht.
Wir hatten vier Vorab-Exemplare unseres demnächst auf englisch erscheinenden OSM-Buches dabei, die uns förmlich aus der Hand gerissen wurden (“wann kann man das kaufen? wo?…”) – nun wird es höchste Zeit, das endlich in den Handel zu bringen!